05.09.2025, Freitag
Was soll man denn noch schreiben? Sechs Jahre und zehn Monate schreib ich schon zu fast jeder Dialyse hier. Und (fast) immer was Neues. Und manchmal auch was Gescheites. Aber immer und immer wieder zu schreiben, wie die Nadeln gelegt werden und sie hinterher sitzen, wie Blutdruck, Kalium-Werte und Trockengewicht sind, wie Brötchen und Kaffee schmecken hinterher, wie nett die Schwestern sind - gut, DAS kann man nicht oft genug erwähnen, das ist einfach Spitze hier! - oder auch wie die Taxifahrten meine Akrobatik- und Stressresistenz-Erfahrungen erweitern. Das wisst ihr doch alles schon und es hängt euch vielleicht schon zum Hals raus. Oder woanders. Und ihr lest meine Texte gar nicht mehr wirklich, sondern überfliegt sie nur noch oberflächlich. „Ah, schon wieder das bekannte, langweilige Gesülze. Nicht wirklich was Neues, was uns interessieren würde. Ohhh neiiiin!“
Gut, ich könnte mir was wirklich Neues und Aufregendes ausdenken. Zum Beispiel könnte ich erzählen, dass ich eine Freundin habe. Sozusagen eine Affäre. Weil manche Ehen so kompliziert sind, dass man sie mit nur einer Frau gar nicht bewältigen kann. Das wäre doch ein Thema, das euch interessieren würde, oder? Gell, das hab ich mir gedacht! Sensationslüstern! Immer auf Boulevard-Skandale aus!
Oder ich könnte erzählen, wie der Nachbar seine Frau vernachlässigt und es gar nicht merkt oder vom anderen Nachbar gegenüber, der jeden Abend Pornos schaut.
Ich hab mir vor Jahren mal so eine Geschichte ausgedacht. Zwei Menschen lernen sich online kennen und treffen sich zum ersten mal. Im Rasthof „Landzeit“ in Aisterheim, an der A8, der Inntal-Autobahn in Österreich. Leute, da ging die Post ab bei den Beiden! Da blieb kein Auge trocken - und andere Sachen auch nicht! „Angekommen“ hieß die Geschichte. (Mindestens eine Leserin kennt sie noch…)
Aber sowas kann ich hier nicht Scheiben - das war nicht jugendfrei, überhaupt nicht. Aber geil! Das würde den Rahmen des Dialyse-Tagebuches sprengen. Denn das war ja ursprünglich nur dazu gedacht, weil meine werten Kinder, deren ich ja sechs an der Zahl mein „Eigen“ nennen darf (eigentlich sieben, aber das Jüngste ist leider nicht mehr unter uns), weil die wissen wollten, wie´s dem Papa nach solchen Dialyse-Tortouren so geht. Und weil ich das nicht siebenmal (sechs Kindern und meiner Frau) einzeln erzählen wollte, daheim und am Telefon, hab ich´s eben aufgeschrieben, damit sie es lesen können. Massentierhaltung sozusagen, alle mit einmal und jede/r, wann und wie oft er/sie/es will.
Also werde ich wohl weiterhin über Dialyse schreiben, über Freud und Leid, die es mit sich bringt und wie man am Besten damit umgeht, um nicht unter die Räder zu kommen.
Und manchmal was Interessantes aus dem vielfältigen Internet, weil ich das nützlich und sehenswert - oder lustig - finde. Heute zum Beispiel, wie man prüft, ob man echten oder gepanschten Honig gekauft hat: https://bit.ly/45S45hW
Leute, lasst euch nicht unterkriegen und schlaft nicht vor Langeweile ein beim Lesen meiner Beiträge.
Abraham und Bebraham wollten mal ein Cebraham.
Es soll ja weiße Zebras geben mit schwarzen Streifen und schwarze Zebras mit weißen Streifen! Oder?