1 September 2025

So ist das

01.09.2025, Montag


Der englische Schummi-Chauffeur kann sämtliche Verkehrsregeln einhalten. Kann - muss aber nicht. Daran hat er mich heute mit seiner Fahrweise deutlich erinnert. Ein neuer Tag - ein neues Glück.

Ich muss zugeben, der Tagesbeginn im Garten, früh kurz nach Sechs, läuft da wesentlich entspannter und ruhiger. Nach der (muss) Toilette barfuß durch den kühlen Morgentau eine Runde schauen, wie alles so schön wächst, blüht und gedeiht - bei meist absoluter Stille um mich herum, außer die Vögel natürlich oder das sanfte Rauschen des Windes in der Silbertanne. Höchstens der Nachbarhund bellt mal. Den Sonnenaufgang genießen, Lagerfeuer richten, Wasser aufsetzen, Tisch decken, an der frischen Morgenluft frühstücken. Kaffee- oder Tee-Duft, geröstetes Brot, noch warmes, gekochtes Ei.

Tja…


Die Rente, die es am Freitag gab, ist auch schon wieder fast aufgebraucht. Dabei ist heute erst der Erste!!! Wo soll das noch hinführen???


Warum ich hier in der Klinik bei der Dialyse so entspannen kann? Weil es ein jahrelang eingeübter und gewohnter Ablauf ist:

Bevor ich die Station betrete - Hände desinfizieren.

Tasche am Bett abstellen.

Toilette, letzte Tropfen auspressen oder mehr…

Karte nehmen, zur Waage, wiegen.

Bett richten, Nadel-Set vorbereiten.

Handy, Brille und Tabletten für´s Frühstück hinlegen.

Ins Bett setzen, iPad daneben.

Warten, bis Schwester (endlich) kommt.

Das ganze Anschließ-Prozedere linker Arm.

Blutdruckmanschette rechter Arm.

Brille wechseln.

iPad auf Schoß.

Kopfhörer aufsetzen, Musik auswählen.

Mit Schreiben beginnen. (Überlegt, was ich schreibe, hab ich meist vorher schon.)

Beim Schreiben kommt dann irgendwann das Frühstück:
Brötchen, 2 halbe mit Marmelade, 2 halbe mit Käse, 2 halbe nur mit Butter,
1 Becher Kaffee mit Milch und 2 Zucker, 2 Becher Apfelschorle. Einen davon zum Frühstück, den anderen bis zum Dialyse-Ende.

Nach Frühstück und Schreiben interessante Dinge (oder völlig wertloses Zeug) auf YouTube oder woanders gucken.

Wenn mir die Augen zufallen, iPad beiseite stellen und auf Musik-Programm umstellen.

Zurücklegen, Augen zu und mit Musik früher oder später (meist früher) einschlafen.

Nach etwa 1 bis 1,5 Stunden wieder aufwachen.

Warten, bis meine 5 ½ Stunden Dialyse-Flirt mit Bummskarline noch zu Ende gehen.

Kopfhörer absetzen.

Brille wechseln.

Blutdruckmanschette rechter Arm.

Das ganze Abschließ-Prozedere linker Arm.

20 Minuten Einstichstellen abdrücken.
(Ich würde ja gerne vorher wenigstens mal kurz die Schwester abdrücken, aber die traun sich immer nicht.)

Aufstehen, zur Waage, wiegen.

Bett richten.

Warten auf´s Taxi.


So ist das. Jedesmal. Immer ziemlich genau so und in der Reihenfolge. Ein fester, immer wiederkehrender Rhythmus. (Ja, Rhythmus wird tatsächlich mit zwei h geschrieben! „Rüttmuss“ ist falsch.) Und eine gewisse Regelmäßigkeit ist bekanntlich sehr förderlich für die Gesundheit.


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