24 September 2025

Selbstverständlich

24.09.2025, Mittwoch


Nach dem allmorgendlichen taxi-survival-training (Heute bei „länger-als-eine-Sekunde-Rot“ noch an der Ampel vorbeigemogelt und die Vorfahrtsregeln wieder mal außer Acht gelassen.) die obligatorischen 68 Stufen bezwungen und dann die Nadeln perfekt gestochen. Ich glaub, ich weiß, warum mich die Leute unten im Foyer immer so entsetzt anschauen, wenn ich da vorbei gehe: Ich bin sicherlich nach dem Aussteigen aus dem Taxi kreidebleich und man wundert sich, dass ich in dem Zustand noch auf eigenen Beinen ohne Gehhilfe laufen kann und nicht mit dem Rollstuhl gefahren werden muss.


Noch was Aktuelles zum Thema „Paradigmen.“ Das sind ja nicht nur „klassische Vorurteile.“ Unter Paradigma versteht man im weiteren Sinn auch eine „eingeübte Gewohnheit.“ Als ich zum Beispiel im Raum 3, Platz 6 lag, hing die Uhr links neben mir an der Wand. Jahrelang. Dann wechselte ich auf Platz 3. Jetzt hing die Uhr rechts, weil das Bett auf der anderen Seite stand. Was passierte, wenn ich wissen wollte, wie spät es war? Ich hab natürlich nach links geschaut - aus dem Fenster, statt nach rechts zur Uhr. Das hat paar Wochen gedauert, bis ich mich da umgestellt hatte.

In den letzten zwei Tagen gab es wieder so einen Paradigmen-Kollaps. Plötzlich und unerwartet war das Wasser im ganzen Haus weg. Wasserrohrbruch draußen auf der Straße. Chaos im ganzen Viertel. Keine Möglichkeit, vorher noch paar Eimer rauszulassen. Okay, man weiß jetzt: kein Wasser mehr, Hähne noch leergelaufen, Toilettenspülung maximal noch zwei mal. Das war´s. Dann geht man ans Mittagessen zubereiten. Buletten. Hack in die Schüssel, Zwiebeln schneiden, Semmelmehl (Brötchen hatte ich keine), etwas frischer Quark, zwei Eier, Gewürze, alles mit der Hand vermengen und durchkneten. Das ist so´n geiles Gefühl, wenn das so schön zwischen den Fingern durchflutscht… Dann die Pfanne aus dem Schrank und auf den Ofen. Dazu müssen vorher aber die Hände sauber sein. Also Wasserhahn am Spülebecken auf und - es kommt nix! Mist! Ablecken funktioniert auch irgendwie nicht wirklich. Und das ist an jeder Ecke bei vielen Situationen im Haushalt passiert. Nicht nur dieses eine Mal.

Wie selbstverständlich man solche Dinge macht! Wie man sich an so ganz normale Dinge gewöhnt hat! Es gibt Orte auf der Welt, da muss man täglich eine Stunde laufen, um an etwas Wasser zu kommen. Bei uns dauerte das zum Glück nur 24 Stunden, bis das Wasser wieder lief.


Jetzt stell dir mal vor, es gibt kein WLAN. Oder das Internet wird gehackt. Alles tot. Kein Empfang mehr, nirgends. Oder das GPS fällt aus. Unser ganzes zivilisierte Leben würde zusammenbrechen, auf allen Ebenen, privat wie öffentlich. Zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Im Schlafzimmer und auf den Flughäfen. Heut geht doch absolut nichts mehr ohne Computer und internationale Vernetzung.

Am 11.09.2025 gab es aktuell 12.906 Satelliten um die Erde. In verschiedenen Höhen. Davon sind etwa 8.400 für Internet-Aktionen (Starlink von SpaceX) oben. Das sollen später mal bis zu 42.000 werden. (Quelle: planet4589.org)

Nun fliegt dort aber auch ´ne Menge Weltraumschrott rum. Insgesamt etwa 11.500 Tonnen. Über 36.000 Objekte, größer als 10 cm, geschätzte 1 Million Objekte zwischen 1 cm und 10 cm und über 130 Millionen Partikel kleiner als 1 cm. Durch die hohe Geschwindigkeit (bis zu 28.000 km/h) können auch solche kleinen Partikel ernsthafte Schäden an Satelliten und Raumstationen verursachen. Dazu kommen nochunzählige Mengen an Meteoriden und Mikrometeoriten. Wie groß ist die Chance, dass es da mal irgendwann irgendwo irgendeine Kollision gibt? Und von jetzt auf gleich und sofort, ohne Vorwarnung, ohne Vorbereitungs-Möglichkeit, ist das Internet gestorben oder die Navis, die weltweit von 31 aktiven GPS-Satelliten gespeist werden? 

Da ist nichts mehr mit nur mal schnell die Hände nicht waschen können. Da machst du dann, wie ich seit Jahren schon immer im Garten, wieder auf dem Lagerfeuer dein Kaffeewasser heiß..


… und so Sachen halt, die die Ureinwohner von Germanica und anderswo früher als ganz selbstverständlich ansahen.

Zum Beispiel das einfache Grundrezept für Zwiebelhackbraten probieren. Hier ein Foto davon:

Ups, das war das falsche Bild! Mist! Meine neue Freundin wollte doch nicht, dass ich das veröffentliche!
Hier nun das richtige:

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