Neuer Beitrag im neuen Jahr
22.10.2024, Dienstag
„Sehr verehrte Damen und Herren:innen, werte Gäste:innen, liebe Anwesenden:innen, liebe Freunde und :innen und natürlich auch alle :außen.
Ich freue mich, diesen bedeutsamen heutigen Tag gemeinsam mit Ihnen allen erleben zu dürfen. Ja, ich lebe noch. Und gut. Und ich habe die vergangenen sechs Jahre so gut es ging genossen, liebe Genossen. Mir kommt diese Zeit gar nicht so lange vor. Es scheint eher, es wäre vor zwei, drei Wochen gewesen, als ich zum ersten mal hier in diesem Raum, ganz vorn auf Platz 7, neben Daisy lag und meine erste Nadel im Arm spürte. (Damals noch mit Single-Needle und nur zwei Stunden.)
Lassen Sie uns gemeinsam das Glas (oder hier den Tee-Becher ohne Deckel) erheben und darauf anstoßen, dass es wieder ein gutes Dialyse-Jahr werden wird! Vielleicht kommt ja in diesem Jahr eine neue Niere, wer weiß…
Allerdings akzeptiere ich nur eine Postmortum-Niere und keine Lebendspende. Ihr braucht eure Nieren euer Leben lang selber. (Ich habe darüber schon ausführlich in meinem Blog geschrieben.)
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Und nun ein ganz anderes Thema, wieder mal aus aktuellem Anlass und hintergründig wieder nur für Insider verständlich. Zwei kleine Geschichten dazu. Die erste ist frei erfunden, die zweite hat „autobiografische Züge.“
Geschichte Nummer eins:
Es war einmal ein Mann, der hatte ein unerschütterliches Gottvertrauen. Er lebte das, was er glaubte und glaubte das, was er lebte. Er war immer der (berechtigten) Meinung, dass Gott ihm zur Seite steht, ihn führt, leitet und bewahrt.
Eines Tages kündigte sich ein nahendes Unwetter mit Hochwassergefahr an.
Das Wasser kam, das Wasser stieg, das Wasser lief in seinen Keller. Die Feuerwehr ging durch den Ort und forderte die Leute auf, sich noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. „Oh, das ist nicht nötig,“ meinte unser Freund, „Gott wird auf mich aufpassen, mir wird nichts passieren.“ Und er blieb in seinem Haus.
Das Wasser kam, das Wasser stieg, das Wasser flutete das Erdgeschoss. Das Technische Hilfswerk kam mit einem Schlauchboot vorbei und forderte unseren Freund auf, seine Habseligkeiten zu nehmen, einzusteigen und sein Leben zu retten. „Oh, das ist nicht nötig,“ meinte unser Freund, „Gott wird auf mich aufpassen, mir wird nichts passieren.“ Und er stieg in die erste Etage.
Das Wasser kam, das Wasser stieg, das Wasser flutete auch die zweite Etage. Unser Freund stieg auf´s Dach. Die Bundeswehr war mit einem Hubschrauber unterwegs, um alle Zurückgebliebenen und Unentschlossenen von den Dächern zu sammeln. „Oh, das ist nicht nötig,“ meinte unser Freund, „Gott wird auf mich aufpassen, mir wird nichts passieren.“ Und er blieb auf dem Dach, um dort auf Gott zu vertrauen.
Dann stürzte das Haus ein und ging zusammen mit unserem Freund in den Fluten unter…
Im Himmel angekommen (er war ja ein frommer, gläubiger Christ) stand er nun vor dem Gott, dem er so fest vertraute. „Warum hast du mir nicht geholfen, Gott, wo ich doch meine ganze Hoffnung, meinen ganzen Glauben auf dich gesetzt habe!“ klagte er nun Gott lauthals an. „Ich habe dir nicht geholfen?“ fragte Gott in seinem freundlichen, liebevollen Ton zurück. „Erst habe ich dir die Feuerwehr geschickt doch du wolltest diese Hilfe von mir nicht. Dann, als es schon gefährlich war, hab ich dir das Technische Hilfswerk geschickt. Doch auch diese meine Hilfe hast du nicht angenommen. Und zuletzt, kurz vor dem Unglück, hab ich dir noch einen Hubschrauber geschickt, doch auch diese letzte Hilfe von mir hast du ausgeschlagen. Was hätte ich denn noch für dich tun sollen? Ich tu das, was Menschen nicht können. Doch alles, was sie selbst dazu beitragen können, müssen sie schon selber tun. Ich bin für das Göttliche zuständig, der Mensch für das Menschliche. So ist nun mal meine Weltordnung.
Geschichte Nummer zwei:
Ein kleiner Junge, nennen wir ihn „Hermann“ war in der ersten Klasse und hatte so seine Probleme mit dem kleinen Einmaleins. Bei den Hausaufgaben sollte der Vater helfen. Am Liebsten wäre es ihm gewesen, wenn der Vater ihm die Ergebnisse gesagt hätte und er sie nur noch hinschreiben bräuchte. Doch der Vater machte es ihm nicht so einfach, weil Klein-Hermann sonst nichts lernen würde. Für den Vater wäre es ein Leichtes gewesen und er hätte seine Zeit auf ein Minimum beschränken können, hätte er ihm die Ergebnisse vorgesagt. Aber nein, er ließ ihn sich anstrengen, überlegen, nochmal rechnen, bis das Ergebnis richtig war. Und was soll ich sagen? Klein-Hermann hat es gelernt, mit Zahlen umzugehen. Das hält an bis heute. Hier der Beweis: 2x8=16; 6x9=54, 13x5=65; 128x12=1536, alles ohne Taschenrechner!
Fazit: Tu das, was du selber tun kannst, streng dich dabei an, lerne dazu, bis es funktioniert - und lass dann Gott das tun, was nur er tun kann. Rede dich nicht damit raus, dass es zu schwer und zu unmöglich ist, solange du es nicht ausgiebig genug versucht hast.
Ich wünsche euch ein schönes und erfolgreiches, gutes Neues Jahr 7!