06.07.2024, Samstag
„Die zwei Verrückten.“ So könnte man die Schwestern beim Anschließen bezeichnen. Unterhalten sich über nackte Nachbarn auf dem Dach, über Adonisse (die Mehrzahl von Adonis?), dass Männer hübscher altern als Frauen, George Clooney sei hübsch, Leonardo DiCaprio hätte dagegen einen Normal-Durchschnitts-Bürger-Körper, sozusagen nicht mehr Caprio, sondern nur noch Limousine.
Vielleicht liegt das daran, dass es hier mit der Elektrik nicht ganz so hinhaut. Die Stechuhr stecht nicht, die Waage waagt nicht, der Server serft nicht, das Internet intert nicht. Nur die Dialysemaschinen schinen ordentlich. Das macht die Schwestern halt bissel nervös und lässt wohl auf heimliche Wunschträume abgleiten. Aber solange ich noch selber die Nadeln setze, ist das ja sicherlich ungefährlich. Nur dass ich noch keine Kopfhörer aufsetzen konnte, ist dabei etwas bedauerlich.
Ähm, dass Männer hübscher altern als Frauen… nicht falsch verstehen. Männer altern immer als Männer, nie als Frauen. Es sei denn, sie haben sich geschlechtlich umwandeln lassen. Aber ob die dann wirklich hübscher altern als wenn sie Männer geblieben wären, ist fraglich. Doch grammatikalisch heißt es bei Gegenüberstellungen immer „als“ und nie „wie.“ Das „wie“ benutzt man nur bei Gleichstellungen. „Der ist hübscher als…“ „Der ist genauso hübsch wie…“
Da sind wir wieder genau beim Thema und der Überschrift meines Beitrags: „Kündigung.“
Ich schreibe nun schon fünf Jahre und fast neun Monate Tagebuch. Öffentlich, für jede/n einsehbar und einlesbar. Fast ohne Pausen dazwischen. Manchmal ist es schon schwierig, eine Überschrift zu finden, die annähernd auf den Inhalt verweist, die aber nicht schon mal verwendet wurde. Sonst gibt es im System einen Error. Und dann habe ich das Privileg, dass ich schreiben kann, was ICH will. Die zwei Verrückten wollten mir heute auch vorschreiben, was ich über sie schreiben soll und was nicht. Denkste! Ich bin kein Zeitungs-Journalist, der dafür bezahlt wird, dass er das schreibt, was andere lesen wollen und dem Geldgeber der Zeitung den Gewinn einbringt. Ich schreibe ursprünglich, um meine Familie über meinen Zustand als Dialyse-Patient, Schwerbehinderter und einer, der Rindviehteile in sich hat, zu informieren. Mittlerweile ist es eine Art Therapie geworden, um meine Gedanken und Gefühle loszuwerden und zu verarbeiten. Und meine Gedanken sind halt öfters nicht so gesellschaftskonform und eher unüblich. Sorry.
Wer nun allerdings der Meinung ist, dass das, was und wie ich schreibe, davon zeugt, dass ich auch so einer bin, der nichts auf die Reihe bekommt, nun, der soll sich heute als gekündigt betrachten. Fristlos vom Lesen-Müssen entlassen. Dass ich dieses Jahr bis jetzt fast schon genau so viele Zugriffe habe, wie letztes Jahr im Dezember, wird sich dadurch nicht ändern und ist mir auch völlig egal.
Was mir nicht egal ist, sind die sechs halben Brötchen nachher.