14 December 2023

Es ist, wie es ist

14.12.2023, Donnerstag


Nein, man geht nicht immer gerne zur Dialyse. Man möchte lieber noch ´ne Stunde schlafen, danach frische Brötchen vom Bäcker holen, gemütlich daheim frühstücken und die morgendliche Stille genießen. Danach einen langen Spaziergang machen draußen in Natur und frischer Morgenluft, um die Beine zu bewegen und den Kreislauf zum Lauf im Kreis zu motivieren. Dann ist es schon gegen 10 Uhr und du kannst langsam schon ans Mittagessen denken. Nicht ans Essen, aber ans Zubereiten. Irgendwas Verrücktes kreieren. Blätterteigtaschen mit Thunfisch- oder Hackfüllung, Salami-Thunfisch-Schinken-Ananas-Pizza, oder selbstfilierte Hähnchenfilets, Kartoffelpuffer mit Hähnchengulasch. Oder einfach nur Pellkartoffeln mit Quark. (Die Kartoffeln natürlich ohne „Pell,“ sondern vorher schälen, kleinschneiden, kochen, Wasser abgießen, neues Wasser, fertig kochen - wegen dem Kalium, ihr wisst das.)


Und das alles ohne zwei dicke Nadeln im linken und ohne Blutdruckmanschette am rechten Arm, ohne stillhalten müssen, ohne fünfeinhalb Stunden ununterbrochen im Bett sitzen müssen, ohne nicht aufstehen und einfach mal auf´s Klo oder anderswohin gehen können. 


Nein, sondern einfach so ungebunden und frei tun und lassen können, was man möchte und wozu man grad Lust hat. Einfach in einen Bus oder Zug steigen und irgendwohin fahren, wohin er grad fährt. Einfach in den Garten fahren und 3-4 Tage dort bleiben oder sich ein langes Wochenende in einem Wellness-Hotel verwöhnen lassen.


Stattdessen sitze ich hier auf meinem Platz im Bett, schreib Tagebuch, zwei dicke Nadeln im linken und die Blutdruckmanschette am rechten Arm und kann mich kaum frei bewegen. 


Es ist, wie es ist. Das ist nun mal so. Genauso, wie es solche und solche gibt, gibt es auch so oder so. Bei uns Dialyse-Patienten ist es eben mehr so als so. Man kann sich dagegen wehren - das macht dann alles noch viel schwerer. Oder man kann es akzeptieren und damit leben - das macht dann alles schon viel leichter. Man kann lieber aufgeben - und sterben wollen. Oder damit leben - und das Beste daraus machen. 

Die Entscheidung liegt bei jedem selbst.



P.S.: Blutdruck heute zu Dialyse-Beginn: 194/97. Das liegt nicht an der hübschen Schwester. Das hat andere Ursachen woanders. Da muss ich dran arbeiten…
Nach 45 Minuten an Ella ist er schon bei 156/91. Ella tut mir eben eindeutig gut.


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