28 June 2025

Albern

28.06.2025, Samstag


Anlehnend an eine Strophe aus Fredl Fesl´s „Wegwerflied“:

„Der Schuhabstreifer sprach zum Schuh,
ich wollt, ich wäre einmal du.
Da sprach der Schuh gelassen:
das würde dir so passen!“


Ich hab das ein wenig meiner Situation angepasst:

„Der Hermann sprach zur Dialyse:
Ich will hier weg, ich find´s so fieße.
Da sprach die Schwester ganz gelassen:
Du bleibst hier, das würde dir so passen!“


(Hier der Original-Song in ganzer Länge: https://bit.ly/3GoxlTr)


Draußen ist sonniger Strahlenschein, das Wetter wettert nur so, die Kirschen sind fast schon überreif, die schwarzen Johannisbeeren müssen runter, die ersten Himbeeren können schon genascht werden, die Stachelbeeren auch, den Mäh kann ich schon wieder rasen, ich hab mehr als genug Holz für´s Feuer und Holzkohle für´s Grillen und -
ich sitze hier an zwei dicken Nadeln mit Schläuchen neben Franzi und schmachte vor mich hin, anstatt gechillt zu süörweivelln. Das Wetter wettert draußen und ich hier drinnen.

Na warte! Heut noch daheim das gestern mitgebrachte Obst verarbeiten, aber morgen Vormittag geht´s dann ab in den Garten. Bis Montag Abend! 


Das Gute hier an der Dialyse ist Folgendes: Es geht alles seinen geordneten und gewohnten Gang: Die einzelnen Handgriffe, die Abläufe, das Bett, die Nadeln, die Blutdruckmanschette, die Einstellungen, das Tagebuch, das Frühstück, Dokus, Schlafen, Abschließen, Taxi, fertig. Einzige Änderung: die Gesichter derer, die uns umsorgen. Eine feste Größe und Orientierung im Alltag. 


Warum nennt man das überhaupt „Orient-ierung?“ Was hat das mit dem Orient zu tun? Das könnte doch genauso gut „Arktis-ierung“ oder „Sibier-ung“ heißen. In der Arktis kann man sich genauso gut verlaufen wie im Orient. 

Ich werd´s wohl nie erfahren.


 „Ein Bär traf im Ural ein Gnu
und blinzelte ihm zärtlich zu.
da sprach das Gnu zu dem Uralbärn:
Du bist heut wieder ziemlich albern.“


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