Ganz langsam

Freitag


Taxi? Heute fast vorschriftsmäßig. Auf der Autobahn schlappe 100. Wenn man den Mittwoch mit addiert und dann den Durchschnitt berechnet, kommt man auf grad mal 142. Und das ist doch ganz normal.

Was ich allerdings noch nicht erwähnt habe, ist die Musik, die ich auf der Fahrt höre (n muss): „Schlagerparadies“. Wie soll ich das beschreiben? Es ist fast so, als würde man hr4 und FFH zusammen hören, gemischt mit dem Geräusch von einer Kettensäge und weinenden Kühen. Doch des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Vielleicht würde der Fahrer ja bei Heavy Metal versuchen, die 240 km/h zu überbieten. Also bin ich vorsichtshalber still und lass ihn gewähren, manchmal singt er ja leise mit.


Meinen neuen Tagesrhythmus beherrschen, wird langsam. Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange dazu brauche, um mich an die Änderungen zu gewöhnen. Aus dem Abend den Morgen machen, vor der Dialyse noch etwas essen, statt nüchtern gehen, nach der Dialyse direkt zum Bäcker gehen und dann frühstücken, anstatt Mittag machen, Abend nicht ins Bett, sondern ins Taxi steigen, jede zweite Nacht in der Klinik schlafen statt zuhause, zur Dialyse kein einziges, halbes Brötchen bekommen, sondern nur ne Schorle, Daisy gegen Nancy eintauschen, nur zwei Patienten mit im Zimmer, in dem es leise ist und nur zu Beginn beim Anschließen etwas erzählt wird, anstatt im Redefluss fast zu ertrinken, eine ganze, lange Nacht Stille und die Möglichkeit zum Schlafen, statt geschäftiges Treiben im Raum.

Was mir geblieben ist? Die Nachtschwester ist genauso nett und freundlich und fürsorglich wie die Schwestern in Lich. Großes Lob. Die hört mit Sicherheit kein „Schlagerparadies“.


Ich wünsche euch ein angenehmes Wochenende.

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