Freiheit

Mittwoch


Taxi, Klinik, zwei Nadeln im Arm, 5 Stunden Blutwäsche, 5 Stunden sein, wo ich eigentlich nicht sein möchte. 

Die Träume vom unbeschwerten Rentnerdasein, von Freiheit, Reisen, Unabhängigkeit mussten vor über drei Jahren dieser nüchternen Realität weichen. Sie sind nicht gestorben, nein! So schnell lassen die sich nicht unterkriegen. Sie sind nur zurückgedrängt., Und wehren sich ab und zu mal dagegen. Manchmal kommen sie hoch und versetzen dich in eine Art Trance und checken step by step ab, was denn wie vielleicht doch noch möglich wäre und wann und wo und mit wem…
Klar könnte ich noch reisen. Ab Freitag Mittag, nach dem Rendezvous mit Daisy. Bis Sonntag Abend, spätestens Montag morgen, 06:00 Uhr, muss ich wieder zurück sein. Dann könnte man noch - mit Einverständnis des Arztes - bereits am Mittwoch nach der Dialyse den Abflug machen und die Freitags-Dialyse mal ausfallen lassen.
Ist aber riskant, vier Tage Gift-Wasser ansammeln zu lassen. Also bleib lieber hier. Was, wenn du nicht rechtzeitig zurück kommst, wenn du zum Beispiel unterwegs aufgehalten wirst? Leben mit Risiko. Als alter Mann sollte man jedoch „vernünftig“ sein. Und nüchtern. 

Doch die Träume… 


…suchen immer wieder nach Gelegenheiten.

Aber bei allem Gejammer gibt es auch noch Schönes. Zum Beispiel den Herpssst-Spaziergang gestern.
Hier ein paar leise Eindrücke:

Zwei Männlein häng´n im Walde, ganz still und stumm.

Der Wald war fast lautlos laublos.

Im Wald war es fast lautlos laublos.

Auch hier war Pssst.

Gleich neben der Schule: "Alle in einer Reihe aufstellen - und Ruhe beim Essen!"

Selbst im Freibad war gähnende Leere.

Kennt das noch wer? Rostet still vor sich hin.

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