Das Ende ist da

Freitag


„Moonlight Serenade“ von Franz Joseph Haydn. So laut, dass man um sich herum nichts mehr hört oder mitbekommt. Anders ist es manchmal nicht mehr auszuhalten. Wenn da nicht Momente wären, die dem entgegensteuern. Ich weiß nicht, wo ich sonst wäre. 

In der Klapsmühle?


Nun bin ich aber noch hier. Neben Nancy. Mit zwei Nadeln im Arm stecken, mit Pflaster fixiert, mit Schläuchen dran, die zu Nancy gehen, in denen ständig ein halber Liter Blut von mir zirkuliert, das nach und nach immer sauberer und giftfreier zu mir zurück kommt. Mit 139/67 Blutdruck (erstaunlich niedrig, aber oft beruhigt einen das, was einen eigentlich aufregt). Mit 1700 ml Wasser, das mir entzogen wird in den nächsten 8 Stunden. Mit nachher 4 Brötchen, 2 Schorle und 1 Kaffee (den brauch ich heute, um einigermaßen wieder „runterzukommen“). Mit MacBook auf dem Schoß und Tagebuch-Skript drauf. 


Das letzte Mal sitze ich so hier heute. Zum letzten Mal Dialyse - im vierten Jahr meiner Abhängigkeit von der Nadel.

Am Montag werde ich meine erste Dialyse des fünften Jahres haben. Gut, ist dann auch nichts anderes, nur eben wieder ein Jahr voll. Ist wie beim Geburtstag, man ist plötzlich innerhalb eines einzigen Tages um ein ganzes Jahr älter. Gestern noch 119, heute schon 120! (Ich rede von meiner ferneren Zukunft.) 


In solchen Momenten drängen sich unweigerlich einige Fragen auf. Doch die werde ich mir lieber selbst beantworten, für mich allein. Ist wohl besser so. Mit „1492 - Conquest of Paradise“ von Vangelis, „Flora´s Secret“ von Enya, und mit noch einigen anderen geilen Stücken.  Mit genügend Dezibel natürlich, um „alleine“ zu sein.



Schönes Wochenende euch. Genießt es, oder versucht es zumindest.

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