10 June 2023

Was wäre, wenn...

Samstag


Was wäre, wenn…


Ich komm in die Klinik und höre… an die 25 Maschinen - Ella und ihre Freundinnen - lautstark „Ding-Dong!! Ding-Dong!! Ding-Dong!!“  Alle Lampen leuchten rot. Ich sehe… an die 3 Schwestern - Sabine und ihre Kolleginnen - im Raum der Wasseraufbereitung an den Geräten, Telefon in der Hand. Auch hier alle Lampen rot. Die Wasserzufuhr zu den Dialyse-Maschinen funktioniert nicht. Ebenso wie elektrischer Strom eine Grundvoraussetzung für Dialyse. Ähnlich wie ein Auto Kraftstoff und einen Motor braucht, um zu fahren. 

Mit dem Techniker am Telefon, langjähriger Erfahrung im Job und ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl ist der Schaden nach kurzer Zeit behoben. Alle Maschinen haben ihr Wasser wieder - und die Schwestern möchten jetzt am Liebsten erst mal einen Schnaps... Langsam wandeln sich die Behandlungsräume von hektischen Hummelnestern wieder in friedliche Oasen. Das Anschließen der Patienten geschieht bereits wieder mit ruhiger, gewohnter Gelassenheit. Ich hatte schon Sorge, wir müssen uns heute alle alleine stechen. Ein Spitzen-Team eben. An dieser Stelle ein großes Dankeschön, nicht nur für heute Morgen, sondern für all euren Einsatz an und für uns.


Was wäre, wenn…

…die Wasseraufbereitung, in der normales Leitungswasser zu medizinisch reinem Wasser hergestellt wird, länger ausfällt, als nur mal paar Minuten? Okay, einige Stunden können wir schon überbrücken. Bei einem Rhythmus von aller zwei Tage Dialyse und am Wochenende drei Tage, wäre es nicht unbedingt katastrophal, mal noch einen Tag auszusetzen. Da kommt lediglich die Logistik durcheinander, wer wann wie lange jetzt an welche Maschine kommt.


…der Strom länger ausfällt als nur ein paar Stunden? In jeder Klinik gibt es Notstrom-Aggregate, die dann anlaufen und alle wichtigen Geräte versorgen. Wäre auch kein wirkliches Problem.


…der Strom länger ausfällt als nur ein paar Tage? Bei einem Katastrophenfall vielleicht ein paar Wochen? Da hängt ja ein unendlich langer Schwanz dran. Die Maschinen kann man mit Notstrom am Laufen halten. Doch ohne Strom bricht auch draußen die Wasserversorgung der Stadtwerke zusammen. Und ohne Wasser… "Ding-Dong!!"


…ein Sonnensturm die Erde trifft? In den letzten Wochen sind wir ein paarmal knapp daran vorbeigeschrammt. Einige werden sicher die Nordlichter am Nachthimmel hier in unseren Breitengraden gesehen haben. Ein Zeichen für stark erhöhte Sonnenaktivität. Bei einem Sonnensturm treffen so viele elektrisch geladene Teilchen mit einer Geschwindigkeit von etwa 2000 km/sec auf die Erde, dass im Stromnetz so hohe Spannungen erzeugt werden, dass es ziemlich großen Schaden abbekommt, es überall Brände gibt und im „Idealfall“ komplett zusammenbricht. Weltweit oder zumindest in großen Teilen der Nord- und Süd-Halbkugel. Weltweit kein Strom. Alles, was auf Strom angewiesen ist, fällt aus. Fängt zuhause an: keine Küchengeräte (Kühlschank, Eisschrank, Heizung), keine Kommunikation (Radio, Fernsehen, Telefon, Handy, Internet), keine Supermärkte, keine Kühlhäuser, keine Trinkwasserversorgung, keine Tankstellen, keine GPS-Navigation, keinen Flug- Schiffs- und Zugverkehr, keine Krankenhäuser, keine neuen Medikamente, keine Sateliten, keine Betriebe, die lebenswichtige Dinge produzieren und so weiter und so weiter. Alles, einfach alles, was mit Strom betrieben wird, ist tot. Irgendwann werden auch die Atom-Reaktoren, falls sie das bis jetzt schadlos überstanden haben, keine Kühlung mehr haben. Notstrom? Ja. Bis der Kraftstoff aufgebraucht ist. Neuen Kraftstoff? Woher? Keine Tankstelle, kein Tanklager funktioniert mehr.

Diesen Schaden zu reparieren würde einige Jahrzehnte dauern. Wissenschaftler sprechen davon, dass die gesamte Menschheit bei einem solchen Fall wieder in den Zustand versetzt wird, wie er im Mittelalter war, als der elektrische Strom noch nicht erfunden bzw. entdeckt war. Willkommen in der Vergangenheit!

(Mehr darüber zum Beispiel hier: https://bit.ly/45YgY7Y)


Da war das lautstarke „Ding-Dong!! Ding-Dong!! Ding-Dong!!“ von heut Morgen höchstens ein kleiner Denkanstoß, wie total abhängig wir uns gemacht haben von unseren eigenen Erfindungen und wie hilflos wir sind, wenn die Natur in ihrer unbändigen Größe nur mal kurz hustet. Man denke nur an Erdbeben oder Überschwemmungen.

Trotzdem: Nutzt das Wochenende, geht raus in die Natur, an die Sonne und die frische Luft, bewegt euch und genießt euer Leben.


Und zu allerletzt heute: Meine allerbesten Segenswünsche an Schwester Monika, die heute in den Stand der Ehe eintritt. Ich wünsche euch alles Glück der Erde und allen Segen des Himmels für euren gemeinsamen Lebensweg. 


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