vierter Anlauf

Mittwoch


Dialysetag. Genau wie immer mittwochs. Nur ganz anders. Heute entscheidet sich, ob ich Dialyse überhaupt noch vertrage oder mittlerweile eine Dialyse-Allergie entwickelt habe. Die letzten drei Dialysen waren ja etwas „erfolglos“.

Freitag Nacht Shunt-Totalverschluss, da war selbst mit Stethoskop nichts mehr zu hören. Ich kam gar nicht an Nancy (für neue Leser: Nancy ist meine Dialyse-Maschine Fresenius 6oo8).


Samstag Vormittag in der Uniklinik mit Katheder. Ich hab versucht, das im Beitrag vom 21.08. zu beschreiben - es war allerdings unbeschreiblich. Inzwischen kann ich das Bein wieder nahezu schmerzfrei bewegen. Da war ich zwar an einer Maschine, jedoch eher zum Zeitvertreib oder hauptsächlich um meine Widerstandskraft gegenüber Schmerzen zu trainieren. „Was nicht umbringt, härtet ab.“ Zumindest hat die Maschine so lange durchgehalten, dass das Kalium ausreichend gesunken ist.

Montag Nachmittag, nach der OP, hab ich einfach mal versucht, durch Ohnmacht die Dialyse abzubrechen, was mir auch gelungen ist (kleiner Insidertipp.) Auch hier wieder lange genug, um Wasser und Kalium den Garaus zu machen.


Heute, Mittwoch - täglich grüßt das Murmelvieh - der vierte Versuch. Auf dem Schlachtfeld des Unterarms sieht es noch etwas „durcheinander“ und geschwollen aus und man weiß gar nicht so recht, wo man hinstechen soll. Ein Knopfloch wurde total zerstört und ist zukünftig völlig unbrauchbar, das andere liegt zwar neben der OP-Naht, sollte jedoch zumindest noch geschont werden. Bedeutet: Bis auf Weiteres keine Buttonholeneedles. Es ist wie im richtigen Leben: man baut sich  mühevoll und wochenlang etwas auf, benutzt es gerademal ein einziges mal richtig und dann wird es wieder zerstört. 

Klartext: Heute Singleneedle, grün, 1,5 mm, nur am unteren Shunt. Geplante Zeit: 4 Stunden. Ob ich die diesmal „durchhalte“?


Aber nun mal was ganz Anderes! Ich schreibe hier immer nur über mich. Man sollte doch auch ab und zu über den Tellerrand schauen….

Nein!!! Gerade schlägt die Maschine Alarm, als wäre es vorprogrammiert. „Blutfluss unterbrochen“. Grad als ich über das Personal schreiben möchte. Ein schlechtes Omen? Jetzt hab ich Angst, den linken Arm zu bewegen. Ich trau mich trotzdem, über das Personal hier zu schreiben. Es muss einfach sein! 


Der verhängnisvolle Kathedertag: Ich hab den Schwestern förmlich angesehen, als sie mehr oder weniger hilflos zuschauen mussten, wie ich vom Katheder gequält wurde (ich drück es mal so aus), Schmerzen hatte und sie mir nicht helfen konnten,  wie ihr Mitgefühl aus ihren fast schon feuchten Augen sprach und sie mich am Liebsten in den Arm genommen hätten. Ich glaub, das alles hat sie mehr mitgenommen als mich. 


Der Ohnmachtstag: Süß, wie ich beim Aufwachen in drei so hübsche, nette, aber besorgte Gesichter schauen konnte. Das war ja schon die halbe Miete meiner Erholung! Ihrer Aufmerksamkeit war es zu verdanken, dass ich nur 8 Sekunden im Nirvana war. Ich hatte wohl einen undefinierbaren Laut von mir gegeben. Und als ich mich dann übergeben musste - ein kurzer Ruf, ein spontaner Griff einer Schwester nach einem geeigneten (völlig zweckentfremdeten) Gefäß und schon war sie da - die Schwester mit dem Gefäß. Eher als mein Essen. 

Tja, was soll man sagen oder schreiben? Gut, ich möchte das Team hier nicht gleich heiraten, doch ich bin zumindest begeistert. Danke euch!


Noch paar nüchterne Werte (obwohl der Rest meines Beitrages auch nicht unbedingt betrunken ist): Dia-Zeit 4 Sunden. 1:34 davon hab ich schon geschafft mit nur 3x Alarm und dass ich den Arm peinlich ruhig halte. Kalium bei 4,9; Glu 101;  aber beim tHB schlappe 10,1. Letzteres liegt wohl am fehlenden Ferrlezit. Da hab ich seit letzten Mittwoch nix mehr bekommen. Und was soll ich sagen?: Eben darauf hingewiesen, schon bekomme ich eine Ampulle davon. Klasse!


So, nun aber genug für Heute. Freitag hab ich ja auch wieder Dialyse. 

Go To Top