01.06.2023, Donnerstag
Internationaler Tag des Kindes. Ich grüße alle meine Leser und -rinnen, die sich ihr kindliches, unbeschwertes und unkompliziertes Gemüt behalten oder neu wiedergewonnen haben. Das Leben ist viel zu Ernst, aber eindeutig zu wenig Horst-Ferdinand, Anna, Liesel und Nils. Zum Beispiel.
Gestern hatte ich, wie schon so oft an Tagen ohne Dialyse, mit meiner Freundin ein Date im Wald. Sie ist eine einzigartige Person. Nicht mehr so ein ganz junges Ding, die immer nur rumzappeln und kichern. Nein, sie ist eine reife, selbstbewusste, gut aussehende Frau, mehrfache Mutter, gut gebaut, im besten Alter und sie weiß genau, was sie will. Trotzdem ist sie eine zarte Seele und braucht viel Liebe und Einfühlungsvermögen, damit es ihr gut geht und sie mir geben kann, was ich von ihr möchte. Wir haben miteinander geschmust, gelacht, ich habe ihren wunderbaren Duft genossen, sie hat mich umarmt und eingekuschelt, wir gingen Hand in Hand. Es war einfach wieder schön und belebend. Und dann am Nachmittag war sie mit mir im Garten. Wir sind dort auch öfters zusammen. Da ging aber die Post ab, ey! Sie hat mich voll gefordert. Ich kam echt ins Schwitzen bei ihr. Und nicht nur der Rücken hat mir danach ziemlich geschmerzt. Ich hab sie halt nicht nur gestreichelt oder so. Nein, da ging´s echt zur Sache! Davon können viele andere Liebhaber nur träumen.
Na gut, genug von Gestern geschwärmt, heute ist Heute und Gestern ist vorbei. Heute hab ich wieder zwei Nadeln im Arm, lass mir 1,9 Liter Wasser abnehmen und Giftstoffe soviel es geht und genieße meine andere Freundin, die Ella. Die ist völlig anders als die gestern, eher steif und nüchtern, fast technisch perfekt, hängt auch an mir oder eher ich total an ihr und genieße ihre Nähe.
Grad kam ein Pfleger zur Kontrolle und fragt mich: „Und, wie läuft´s?“ So nach dem Motto „Na, wie geht´s? Alles gut bei dir? Das Leben noch frisch?“ Und ich so: „Ja, mit 350 ml pro Minute läuft´s.“ Soviel ist die Blutmenge, die durch Ella fließt, um gereinigt zu werden. Das macht in fünf Stunden etwa 105 Liter. Also werden von den vorhandenen etwa 7 Liter Blut immer und immer wieder 350 ml/min durch Ella geleitet, so dass das ganze Blut in den fünf Stunden immer sauberer wird.
Für Techniker: Das ist ähnlich wie bei der Dieselabgas-Rückführung. Nach der Verbrennung im Motor strömen die ganzen Abgase in den Auspuff. Von dort werden aber nicht alle ausgepufft, sondern ein geringer Teil davon wird durch eine Leitung wieder zurück in den Frischluft-Ansaugkanal gesaugt, damit er nochmal im Motor verbrannt werden kann. So werden die Abgase sauberer, bevor sie dann endlich in die Natur ausgepufft werden. Dafür sind komplizierte elektronische Messgeräte zwischengeschaltet, die das alles bis auf´s Milligramm ausrechnen.
In Ella sind auch ´ne Menge Messgeräte, die ausrechnen, wie viel und wie schnell von dem Blut abgezapft und gereinigt wird.
So läuft´s.