23 May 2023

Nicht ganz dicht

23.05.2023, Dienstag


Große Schatten werfen Ereignisse um - oder so. 

Ereignis gestern: Seit langem geplant: EKG und UKG zur jährlichen, vorbereitenden Untersuchung für eventuelle Transplantation. Die wollen wissen, ob sie eine wertvolle Niere auch an eine gesunde Person spenden. Nicht, dass die Niere im Körper ist und der/die Betreffende dann nach Wochen oder Monaten zum Beispiel wegen eines nicht erkannten, schweren Herzfehlers den Geist aufgibt. Denn dann ist der Körper futsch - und die Niere auch. 


Deshalb gestern EKG. Eine (sehr) nette Schwester hat das gemacht. Befund: alles unauffällig, keine Probleme. Danach ein Gespräch mit einer (sehr) netten Ärztin. Was die alles zur Anamnese wissen wollte! Sie hat ihre Sache und auch mich als Patient sehr ernst genommen. Ich war beeindruckt. Nach dem Gespräch Ultraschall des Herzens. Auch hier keine Auffälligkeiten. Mein Herz ist (fast) top in Ordnung. Es pumpt gut, wird selbst gut durchblutet und zeigt (fast) keine Abnutzungserscheinungen. Ja, jetzt endlich das „fast“: Die Mitralklappe ist nicht ganz dicht und lässt beim Pumpen etwas Blut zurück in die Herzvorkammer fließen.  Zur Erklärung: Sauerstoffangereichertes Blut fließt von der Lunge in die linke Herzvorkammer und von dort durch die Mitralklappe in die linke Herzkammer. Jetzt pumpt das Herz dieses Blut aus der Herzkammer in den Körper. Und weil die Klappe nicht ganz dicht ist, fließt etwas Blut wieder zurück in die Vorkammer und es kommt nicht alles davon in den Körperkreislauf. So einfach. Das hat aber kaum Auswirkungen auf meinen Alltag, auch wenn ich kaum im All bin tagsüber, sondern meist auf der Erde. Nur beim Treppensteigen komm ich schnell mal außer Atem.

Naja, eine meiner Töchter wird jetzt triumphieren und meinen: „Siehste, Dad, du bist nicht nur behindert und zum Teil ein Rindvieh. Jetzt ist es noch offiziell, dass du auch nicht ganz dicht bist.“ (Ich liebe meine Tochter! Die hat wenigstens noch gesunden Humor.) Hier nochmal zur Erklärung: Seit ich Dialyse mache, hab ich einen Schwerbehinderten-Ausweis GdB 100. Bei meinem Shuntverschluss hab ich ein Implantat aus Rinderherzbeutel eingesetzt bekommen. Und nun noch die undichte Klappe. Wo sie Recht hat, hat sie Recht…


Anschließend an den Ultraschall wollten sie aber auch noch Blut von mir, zwei Röhrchen. Diesmal achtet das Labor dabei eher auf herzrelevante Werte statt auf die der Nieren. Da war wieder die (sehr) nette Schwester gefragt. Und was soll ich sagen? Stauschlauch, abgetastet, Kanüle genommen (die war wieder höchstens 1 mm dünn!), angesetzt, gestochen - und zack, im Blut! Hervorragend! Solche Leute sollte man fördern und ihre Gehälter anheben! Davon brauchen wir dringend mehr. Ebenso solche patientenfreundliche Ätztinnen! (Und das nicht etwa, weil sie neben aller Freundlichkeit und Kompetenz auch noch hübsch waren…)


Gut, wieder genug geschwärmt. Aber schließlich kann ich ja nichts dafür. Ich habe nur die Tatsachen zur Kenntnis genommen… 


Hier mal mein Dialyseplatz von außen. Oben, ganz links, hinter der Schallusieh (*), bei´m offenen Fenster sitz ich dreimal die Woche - und schreib das Tagebuch:

(*): Wenn die Schallu zu ist, sieht man nix mehr. Deshalb richtig Schallusieh und nicht Jalousie.
Jalousie nimmt man, wenn man Lousie Recht geben will: "Ja, Lousie".

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