Nadeln, Garten, Bundeswehr

Mittwoch


Heute hätte ich mir beinahe selbst eine Bockwurst spendieren müssen. Das Stechen der ersten Nadel ging mal wieder so schwer, dass ich schon gefühlt am Ellenbogen war. Und dann plötzlich - zack, drin! Die zweite ging zwar besser rein, aber als ich drin war, hatte sie sich an der unteren Venenwand festgehakt. Noch ein bisschen - und sie wäre durch gewesen. Zum Glück sind da die stumpfen etwas behäbiger als damals die spitzen. Also keine Bockwurst, kein Picasso-Arm…


Gestern war mal wieder Gartentag. „Winterfestmachung“ hieß das bei der Nationalen Volksarmee der Deutschen Demokatischen Republik, in der ich 18 Monate diente für das Wohl meines Volkes und zur Verteidigung gegen den kapitalistischen Klassenfeind - und somit zur Stärkung des Sozialismus und Sicherung des Friedens in Europa. (Haha, erzähl mal noch so einen Witz!) Ölwechsel, Filterwechsel, Abfetten, Schmiernippel rot anmalen, allgemeine Durchsicht.
Nun, beim Garten beschränkt sich das auf „allgemeine Durchsicht“, da muss ich zum Beispiel keine Schmiernippel rot anmalen oder andere hirnlose Dinge tun, aber den Rasen kurz mähen, den Rasenmäher säubern, die Wasserbehälter leeren und reinigen - und die letzten 250 Gramm Himbeeren ernten und so Sachen halt. Bei VEB Gleichschritt lief das damals gechillter. Das Wichtigste getan - war ja eh nur Larifari - und dann irgendwo „abgetaucht“ und geschlafen oder so. Im Garten kannst das nicht machen, sonst trittst du dir selber in den …..  an´s Schienbein.  6 Stunden aktiv macht müde und erschöpft. Die Nacht geschlafen wie ein Stein. Und hier beim Schreiben zitter ich wieder. Dass ich da die Nadeln so sicher reinbekommen habe…


Übrigens: Bei der NVA dachten wir damals, wenn bei einem Ernstfall wir noch im Fuhrpark die Autos anschleppen damit sie endlich anspringen, und hektisch durcheinander rennen, teilt der Amerikaner draußen vorm Kasernentor schon Kaugummi aus. Wenn ich mir aber heute die Bundeswehr anschaue - soweit ich das aus der Entfernung kann - bin ich eher zu der Überzeugung gekommen, dass wir damals selbst in unserem Zustand den Klassenfeind mit Bravour in ein bis höchstens zwei Tagen bis an die französische West-Grenze vernichtend geschlagen hätten. Allein mit unseren sozialistischen Parolen hätten wir die Hälfte der Truppen totgelabert. Dass der Zustand der Bundeswehr so marode ist, liegt aber nicht daran, dass zur Wende die NVA sang- und klanglos in die bis dahin klassenfeindliche Bundeswehr übernommen wurde - und diese seither heimlich infiltriert. 


Nachtrag in eigener Sache: Mich hat vorgestern jefraud  gefragt, was „Läum jubelt“ bedeutet. Ganz einfach: Es ist die Verbform von Jubiläum.

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