Genuss pur

Freitag


Zahltag! Die Rente ist da! Der nächste Monat ist gesichert.

Ist schon irgendwie ein gutes Gefühl, Rentner zu sein. Nicht mehr unbedingt arbeiten zu müssen, sondern nur noch zu wollen; keinen straffen Zeitplan mehr haben zu müssen, abgesehen von den Terminen, die man sich selbst auferlegt: zum Beispiel im Garten zu chillen und manchmal spontan zu übernachten und einfach einen, zwei oder auch drei Tage am Stück dort zu bleiben; im Baumarkt Werkzeuge und Material kaufen (oder vom netten Gartennachbar geschenkt bekommen) für die nächsten Aktionen im Garten; mit der Bahn hinfahren, wo es einen grad hintreibt und der nächste Zug zufällig hinfährt; schlafen, solange man möchte - oder kann; morgens zum Bäcker gehen und dann zuhause in aller Ruhe frische Brötchen und ein weich gekochtes Ei genießen; Mittags bei Bedarf ein kleines Schläfchen halten - oder auch ein größeres; Spazieren gehen, wann und wo und so lange wie man möchte; mit dem Rentner-Porsche durch Supermärkte schlendern und in aller Ruhe Preise vergleichen (und dann das Teuerste davon kaufen); einfach da sitzen, in der Abenddämmerung aus dem Fenster schauen und Musik dabei hören; unabhängig sein vom Rush-Hour-Wahnsinn und von „Höher, Größer, Schneller, Weiter, Billiger, Mehr, Öfter“; den Gedanken erlauben, ungehindert wandern zu dürfen, träumen zu dürfen, was sie möchten: von den Menschen unten auf der Straße oder im Hinterhof bis ans andere Ende der Welt, wo eine deiner Töchter verheiratet ist und du sie zehn Jahre nicht gesehen hast.

Kurz gesagt: einfach das Leben genießen, wie es ist und die Tage kommen lassen, wie sie kommen.

Dabei kommt mir nur eine meiner besten Freundinnen in die Quere: Nancy. Doch ich mag Nancy (wie alle meine besten Freundinnen), weil sie als Einzige dafür sorgt, dass ich all diese Dinge tun und genießen kann. Ohne sie würde ich bald den Löffel abgeben, aber ich habe beschlossen, den noch sehr lange zu behalten. Ich brauch ihn noch zum Umrühren, um im Leben kräftig mitmischen zu können. 


Nur heute wird nicht mehr mitgemischt. Ich häng an Nancy und lass mir von ihr mein Blut aussaugen, das sie mir dann schön sauber zurück gibt. Die drei halben Brötchen sind auch gegessen, also warum soll ich noch aufbleiben? 


Schlaft ihr dann auch schön! Gute Nacht! 

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